von Andreas Ren

Formalingeschwängerte Luft liegt schwer in dem an moderne Grabkammern 
erinnernden Keller, wo mumifizierte Körper in flüssigem Formalin aufgebahrt ihrer Bestimmung entgegensehnen. Der Verfall, gestoppt und seiner 
Zeitkonstante enthoben, drängt sich wie ein unerwarteter Besucher ins 
Bewußtsein. Schillernd, ja verführerisch tänzelt er umher und gaukelt in 
seinem Gewand einen Moment lang täuschend ähnlich die Ewigkeit vor.

Klinisch sterile Räume füllen sich langsam mit den Erben unserer Erinnerung. 
Bewacht durch ihre stummen Zeugen liegen sie unter schwer anmutenden 
Plastikplanen und warten auf den Tag ihrer Enthüllung. 

Mit blitzenden Schneidwerkzeugen und feinen Meßwerkzeugen holen wir uns die Erkenntnis des Daseins, getrieben durch die Neugier dessen, zerlegen wir die Körper in hauchdünne Scheibchen, um nicht Gefahr zu laufen, die Geheimnisse, die sich wehren, entdeckt zu werden, zu übersehen. Die 
Transformation schreitet millimeterweise voran, wir zerteilen, zerlegen und 
zerschneiden den Körper, wodurch dieser sich kampflos seiner Gesamtheit entledigt, um auf chromblitzenden Tabletts endgültig zu atomisieren. 
Wissenschaftlich nüchterne Akzeptanz schafft sich Platz und verdrängt 
raumfüllend die subjektive Gewißheit, was es bedeutet, Mensch zu sein. 
Gesicherte Erkenntnis und zusammengetragenes Wissen sammeln sich wie Regen in den Dachrinnen unseres Verstandes.

Prozessionsartig strömen wir in geistlicher Obhut zu ihren Gräbern, wo wir in Form von verwitterungsbeständigen Skulpturen und Symbolen unseren Kampf gegen das Vergessen manifestieren.

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