von Jürgen Boebers-Süßmann
05.10.2001 / LOKALAUSGABE / BOCHUM

Geschichts- und menschenlose Räume bildet der Bochumer Fotograf Andreas Ren ab: Leere U-Bahn-Hallen. Brutale Beton-Parkhäuser. Auf seinen Aufnahmen bricht sich die Kälte der technokratischen Gesellschaft Bahn. Und die Sehnsucht nach der Nähe unter Menschen

Chromblitzend stehen die Rolltreppen, stillund Neonlicht-beschienen, im U-Bahnhof. Kalt schimmert das Flurlicht auf dem sachlichen, polierten Fußboden der Krankenhaus-Station. Klotzig wälzen sich die Beton-Spiralen der Parkhausrampe in die Höhe:

Andreas Ren findet seine Motive in der Welt des Alltäglichen, und doch überhöhen seine am Computer manipulierten/optimierten Mittelformat-Fotos dieselbe um das Moment der Verlassenheit. Die eindringliche Präsenz der Dinge ist es, die den 33-Jährigen fasziniert. Ich wollte die funktionalen, öffentlichen Räume zeigen, die unsere Welt geschaffen hat. Und die gleichzeitig die Menschen prägen. Ob zum Guten oder zum Schlechten, lässt er unkommentiert.

Rens subjektive Dokumentarfotografie ist Teil des Projekts Reibungslos, seiner Abschlussarbeit im Fach Foto-Design, die der Bochumer im Frühjahr an der FH Dortmund eingereicht hat. Die frostigen Ausschnitte der Stadtlandschaft sind trotz ihres strengen formalen Eindrucks immer auch heftig ästhetisch. Sie könnten einem angesichts ihrer abgenutzten Alltäglichkeit auch gleichgültig sein. Ihrem ambivalenten Reiz  fremd und vertraut zugleich  kann man sich allerdings nicht entziehen.

Die Wirkung seiner Fotografien testet Andreas Ren zur Zeit in einer Ausstellung aus. Er ist der einzige Bochumer Teilnehmer an den Hertener Fototagen, die am letzten Wochenende eröffnet wurden und bis Ende des Monats laufen. Auch andernorts wurden Rens ungewöhnlichen Aufnahmen mit Interesse registriert. So widmete die Fachzeitung Photographie im September-Heft dem Bochumer eine eigene, natürlich bebilderte Werk-Geschichte. 

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